Spaltung ist nützlich

Unsere Psyche schützt uns in Notsituationen  durch die Notfallmechanismen (Kampf und Flucht). Wenn die nicht greifen, also wir uns durch Wegrennen und Kämpfen nicht aus einer misslichen Lage retten können, gibt es zwei Möglichkeiten, wie die Psyche sich noch helfen kann.


Die eine ist, wir dissoziieren. Es fühlt sich dann für uns so an, als würden wir das, was gerade passiert, von außen beobachten. Oder so, als würde es nicht uns selbst passieren. Wir sind gefühlt ganz weit vom Geschehen entfernt. Daher kommt es auch, dass Opfer von Gewalttaten nicht glauben (können), "nicht wahrhaben wollen", dass sie selbst es sind, die etwas schreckliches erlebt haben. .

Die andere Möglichkeit ist, dass die Psyche das Erlebnis abspaltet. Es wird ganz weit weg ins Unterbewusstsein verdrängt, sodass wir nicht ohne weiteres mehr Zugang zu der Erinnerung haben.


Unsere Psyche beschützt uns durch das Abspalten von Gefühlen, das Verdrängen von Erlebtem davor, verrückt zu werden. Wenn wir uns dem nicht entziehen könnten, was passiert, wären wir in ständiger Todesangst, unser Körper würde kollabieren und wir schließlich irgendwann vor Not sterben. . 

Im weiteren Verlauf unseres Lebens können auftretende Trigger - Erinnerungsfetzen, Panikmomente, die uns das Gefühl geben, wir würden JETZT wieder in der Notsituation von damals stecken - nervig sein. DAMALS aber, beim erstmaligen Auftreten, rettete die Spaltung uns das Leben.


Die Spaltung greift, wenn es uns nicht möglich ist, eine Gefahr anderweitig abzuwenden. Wenn z. B. ein Kind in der Familie sexuell missbraucht wird, traumatisiert es das. Sein Erleben, sein Sinn für Richtig und Falsch, sein Vertrauen werden zutiefst erschüttert. Gleichzeitig liebt es seine Eltern. Es befindet sich in einer Zwickmühle: Eines der schlimmsten Dinge, die einem Menschen widerfahren können, wird ihm von den Menschen angetan, die es am meisten liebt. Es kann weder weglaufen (Flucht), noch sich wehren (Kampf). Dem Kind bleiben die Dissoziation ('Das ist mir nicht passiert') und die Spaltung in verschiedene Anteile. Zu den traumatisierten (TA) hat es keinen Zugang, weil das zu schmerzhaft wäre.