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Wie Adultismus den Kontakt zu deinem inneren Kind erschwert

Was ist Adultismus und warum ist der Kontakt zu meinem inneren Kind hilfreich? Das erfährst du in diesem Blogartikel.


Was ist Adultismus?


Adultismus ist eine Umgangsform mit Kindern, die für viele Erwachsene typisch ist. Kinder werden so behandelt, als hätten sie die gleichen kognitiven Fähigkeiten wie Erwachsene. Adultismus setzt eine Reife voraus, die Kinder einfach noch nicht mitbringen. Oft ist er auch mit dem Gaslighting-Phänomen verbunden: Wird die Erwachsenenlogik vom Kind nicht verstanden und adaptiert, wird ihnen oft absichtliche Böswilligkeit oder der Unwille zur Kooperation unterstellt. Gaslighting beschreibt ein Verhalten, bei dem der Täter das Opfer manipuliert, dass es nicht mehr weiß, ob seine Wahrnehmung falsch oder richtig ist. In der Folge fühlen sich die Kinder, als stimmte mit ihnen etwas nicht.

Die erwachsenen Vorstellungen unterstützen das Machtgefälle zwischen Kindern und Eltern und machen eine Beziehung schwierig.


Was hat das mit meinem inneren Kind zu tun?


Endlich erwachsen, und den kindlichen Gefühlen glücklicherweise entkommen, mögen wir die Perspektive des Kindes auch ungern wieder einnehmen. Zu schmerzhaft sind die Erinnerungen an die kindliche Hilflosigkeit. Zudem beeinflusst uns – oft unterbewusst –  das gesellschaftliche Bild von Kindern, dass es unterdrückt und diszipliniert gehört; dass das Machtgefälle „normal sei“.

Meiner Meinung nach haben wir alle, die wir Erziehung in Form von Manipulation, Demütigung, Liebesentzug („Wenn du SO bist, hab ich dich nicht lieb!" / "Geh auf dein Zimmer, bis du wieder lieb bist!“) erlebt haben, ein Entwicklungstrauma.

D. h. wir haben Dinge erlebt, die dazu geführt haben, dass wir Teile von uns, Teile von Erfahrungen oder Teile der*des Täters*in abspalten mussten, um weiterleben zu können. Ein Merkmal des Entwicklungstraumas sind Trigger im Umgang mit unseren Kindern: Situationen überfordern uns, wenn sie in uns die Erinnerung an die alten Gefühle von Hilflosigkeit und Angst wecken. In der Folge reagieren wir anders, als wir eigentlich wollen, z. B. mit Schreien oder Schimpfen.

Was passiert, ist: das innere Kind kommt zum Vorschein und „übernimmt“ die Situation. Es fühlt sich für uns in dem Moment so an, als wäre die bedrohliche Situation von früher, jetzt, als passierte sie im aktuellen Moment. Das liegt daran, dass Traumaerinnerungen lückenhaft, und nicht linear, wie normale Erinnerungen abgespeichert werden. Das Gehirn kann Heute und Damals nicht unterscheiden.

Um Trigger und damit alten Schmerz, wie auch heutige Gefühle von Traurigkeit oder Selbstzweifel loszuwerden, hilft die Auseinandersetzung mit den erlebten Gefühlen – unserem inneren Kind.


Adultismus steht uns im Weg


Ein guter, verständnisvoller Kontakt zum inneren Kind wird erschwert, wenn wir nicht wirklich das Kind und seinen erlebten Schmerz sehen, sondern diesen herunterspielen, leugnen, verdrängen, etc. Wenn wir mit Adultismus reagieren, agieren wir wie unsere Eltern uns gegenüber. Dann erlebt das innere Kind wieder die Scham- und Schuldgefühle und fühlt sich falsch wie wir in unserer Kindheit.

Es kann helfen durch Beratung oder Therapie an diese Gefühle heranzukommen. Die Selbstbegegnung ist beispielsweise eine Methode, mit der das sehr gut funktioniert.

Dabei wird ein heutiges Problem angeschaut und das Erlebnis, das die heftigen Gefühle auslöst, wird freigelegt. Die Gefühle können dem Ereignis zugeordnet werden – in der Folge wird ein Trigger schneller als Auslöser erkannt und eine Veränderung des Handlungsreportoires gelingt leichter. Der Leidensdruck wird weniger, wodurch die Lebensqualität steigt. 

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