· 

Das Faschingskind

Ich bin im Februar, sozusagen im Fasching, geboren. Sternzeichen Wassermann. Und ja, ich mochte und mag es wirklich gerne, mich zu verkleiden und in andere Rollen zu schlüpfen. Zu meinen Kindergeburtstagen bat ich die Gäste in der Regel, verkleidet zu kommen.


Wo ich so darüber nachdenke, merke ich: Es sind glückliche Kindheitserinnerungen, die ich mit Fasching verbinde. Geburtstag haben, im Mittelpunkt stehen. Gesehen werden.


Am Geburtstag war das irgendwie normal, selbstverständlich. Das gehörte so. An anderen Tagen habe ich oft zu hören bekommen, dass ich schließlich nicht allein auf der Welt bin und mich nicht so in den Mittelpunkt stellen soll. .

Ich habe meine ganze Kindheit lang gedacht, ich sei besonders fordernd. Schwierig. Egoistisch. Das Zeigen und Ausdrücken meiner Gefühle wurde nicht geduldet. Dass ich mich geben wollte, wie ich war und der Versuch, in Kommunikation zu treten, wurden unverschämt gefunden. Ich war nicht in Ordnung, so, wie ich war.


Weil ich das so oft hörte und man als Kind glaubt, was die Eltern sagen, war ich irgendwann selbst davon überzeugt, ein verzogenes Kind zu sein. Ich versuchte, anders zu sein. Nicht zu stören, nicht zu egoistisch zu sein. Ich ignorierte meine eigenen Bedürfnisse und betrachtete sie als falsch. .

Wie war das, ich mag es, mich zu maskieren, fremde Rollen einzuehmen?

Vielleicht war es schlicht not-wendig. Ja, ich wäre sonst vielleicht von denen, die ich liebte - noch mehr - abgelehnt worden, wenn ich mich nicht von meinem Ich gelöst, Bedürfnisse und Gefühle abgespalten hätte. .

Heute würde ich sagen, dass meine - ganz natürlichen -  kindlichen Bedürfnisse nach Aufmerksamkeit durch traumatisierte Eltern nicht erfüllt werden konnten, einfach, weil sie davon getriggert wurden. An ihre eigenen unerfüllten Bedürfnisse nach Gesehen-Werden erinnert wurden. Und sie hatten ja gelernt: Kinder müssen in ihre Schranken verwiesen werden.


Das richtet langfristig Schäden an.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0